VERBAND DER PARLAMENTS- UND VERHANDLUNGSSTENOGRAFEN E.V.

Einführung

Sprache ist ein dem Menschen eigenes Mittel der Kommunikation. Sie dient der Verständigung über Gedanken, Ideen und Erlebtes, dem Austausch von Informationen sowie dem Festhalten von Wissen. Beim Sprechen möchten wir von anderen verstanden werden. Daher bemühen wir uns, unsere Gedanken einfach zu formulieren, sie kurz und prägnant darzustellen und sie klar zu ordnen. Außerdem setzen wir unsere Stimme ein: Wir heben und senken sie, wir betonen einzelne Wörter. Wir wechseln von langsamem in schnelles Sprechen, von leisem in lautes Sprechen. Und wir machen gezielt Pausen. Diese stimmlichen und sprachlichen Mittel werden durch unsere Mimik und Gestik unterstützt.

Wenn wir sprechen, dann ohne Punkt und Komma – im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Schreiben dagegen entscheiden Punkt und Komma über den Sinn einer Aussage. Hierzu eine kleine, wenn auch historisch nicht verbürgte Geschichte: Vor langer, langer Zeit begab es sich, dass ein Bösewicht hingerichtet werden sollte. Kurz zuvor wurde nach dem König geschickt, ob er ihn begnadigen wolle. Ein Bote kam vom König mit folgender Botschaft zurück: „Ich komme nicht köpfen." Alle fragten sich: Was könnte der König gemeint haben? Etwa: „Ich komme, nicht köpfen"? Oder womöglich das Gegenteil? Nämlich: „Ich komme nicht, köpfen"?

Auch wenn nicht jedes Satzzeichen über Leben und Tod entscheidet, dient die Zeichensetzung in jedem Fall der Gliederung von Sätzen und Texten. Sie erleichtert dem Leser die schnelle Orientierung und somit das Verstehen von Texten. Beide, Schreiber und Leser, machen sich mit dem in ihrer Sprachgemeinschaft geltenden Regelwerk zur Zeichensetzung vertraut und verfügen über das nötige Gespür für die Gestaltungsräume der Zeichensetzung.