VERBAND DER PARLAMENTS- UND VERHANDLUNGSSTENOGRAFEN E.V.

3. Lexika- und Literatursuche

Die Zeit, in der gedruckte Nachschlagewerke auch in digitalisierter Form, das heißt auf CD-ROM, teuer verkauft werden, geht dank einer ganzen Reihe von Online-Angeboten ‑ die von jedem registrierten Nutzer aktualisiert, aber manchmal sicherlich auch verschlimmbessert werden können ‑ allmählich zu Ende. Gleiches gilt für digitalisierte Buchsammlungen, die ja immer nur einen winzigen Teil der Fülle der Literatur abdecken können.

3.1 Lexikasuche

Zu   d e m   Online-Lexikon der letzten Jahre hat sich Wikipedia entwickelt. Indem jeder Nutzer, der sich einmal registrieren ließ, sein Wissen weitergeben kann, ist hier für fast alle wichtigen Sprachen der Welt ‑ die deutsche Seite findet man unter www.wikipedia.de ‑ ein Online-Lexikon entstanden, das seinesgleichen sucht. Dagegen muten die Online-Angebote der „Encyclopaedia Britannica" (www.britannica.com), der „Microsoft Encarta Enzyklopädie" (de.encarta.msn.com) oder des „Fischer Weltalmanachs" (www.weltalmanach.de) geradezu stiefmütterlich an. Die alternativen Angebote, die die Manipulationsmöglichkeiten, die sich durch die offene Struktur bei Wikipedia ergeben, durch Kontrolle und redaktionelle Bearbeitung zu begrenzen versuchen, hatten bisher keinen durchschlagenden Erfolg (etwa lexikon.meyers.de oder en.citizendium.org). Einzig bei der Suche nach biografischen Informationen über zeitgenössische Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Showbusiness bieten die kostenpflichtigen Angebote von Munzinger (www.munzinger.de) oder das World Biographical Information System Online des K. G. Saur Verlages (www.saur-wbi.de) noch einen gewissen Mehrwert.

3.2 Literatursuche

Die beste Quelle für die Suche nach bibliografischen Angaben aus dem deutschsprachigen und westeuropäischen Kulturkreis ist der Karlsruher Virtuelle Katalog (www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html), der auf fast alle deutschen Bibliotheken und, entsprechende Auswahl vorausgesetzt, die Nationalbibliotheken der europäischen Nachbarländer zugreift. Für zum Beispiel in Anhörungen zitierte Werke, die eher nicht in wissenschaftlichen Bibliotheken vorhanden sind, bietet sich als übergreifende Meta-Suchmaschine www.eurobuch.com an. Dort werden sowohl Angebote von Antiquariaten als auch von Privatleuten auf den verschiedensten Handelsplattformen im Netz aufgelistet.

Die Verifizierung von Zitaten aus Büchern stellt sich dagegen etwas schwieriger dar. Eine Stichworteingabe bei Google liefert häufig die unterschiedlichsten Schreibweisen von Zitaten aus Klassikern. Hier halfen früher zumeist gedruckte Zitatsammlungen wie der „Büchmann" oder in jüngerer Vergangenheit CD-ROMs und DVDs weiter, auf denen die Hauptwerke der deutschen Literatur gespeichert waren. Bei Zitaten aus wissenschaftlichen Werken oder Werken unbekannter Autoren war der Weg in eine Bibliothek meist unvermeidbar. Vor kurzem hat Google ein Projekt gestartet, das sich zum Ziel gesetzt hat, alle Bücher ‑ zunächst einmal allerdings wiederum nur diejenigen aus dem abendländischen Kulturkreis ‑ zu digitalisieren. Unter books.google.de erhält man so vielfach Zugriff auf abgelegenste Werke. Leider ist lediglich die Ansicht der entsprechenden Buchseite oder gar nur eines Ausschnittes dieser Seite auf dem Monitor möglich; aus urheberrechtlichen Gründen können Zitate nicht ausgedruckt werden. Bezüglich aktueller Literatur verfährt Google nach dem Opt‑out-Prinzip. Falls ein Verlag, wie kürzlich die Wissenschaftliche Buchgesellschaft, der Zugänglichmachung ihrer Werke über die Google-Buchsuche widerspricht, unterbindet Google die Möglichkeit der Ansicht der entsprechenden Werke.

Um einer Kommerzialisierung und eventuellen Zensurmaßnahmen durch Google zu begegnen, fördert die Europäische Kommission den Aufbau einer Europäischen Digitalen Bibliothek (EDL). Unter www.theeuropeanlibrary.org lässt sich nach digitalisierten Büchern europäischer Bibliotheken suchen. Viele Treffer unter dem Stichwort „Online-Books" bieten jedoch nicht mehr als die schon auf den Homepages der Bibliotheken zu findenden Inhaltsverzeichnisse und die im englischen Sprachraum übliche Zusammenfassung am Ende (abstracts). Ebenfalls als Reaktion auf die Google-Buchsuche ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gerade mit seiner Volltextsuche Libreka (www.libreka.de) online gegangen. Hier findet sich bereits eine Fülle aktueller deutscher Bücher (auch die der oben genannten Wissenschaftlichen Buchgesellschaft), in denen man entweder durch eine begrenzte Anzahl von Seiten blättern oder auch nach ganz konkreten Zitaten suchen kann. Vom Aufbau und von den Suchmöglichkeiten her ganz ähnlich, aber mehr auf die Digitalisierung älterer Bibliotheksbestände ausgerichtet, ist die französische Suchmaschine Europeana (www.europeana.eu).

Glücklicherweise liegen immer mehr Dissertationen, Bücher, Zeitschriftenartikel, Druckschriften, Broschüren etc. ‑ zum Teil sogar ausschließlich ‑ im PDF-Format vor. Eine ursprünglich auf im PDF-Format gespeicherte Texte konzentrierte Suchmaschine (www.a9.com) wurde zwar von Google geschluckt und in dessen Suchmaske integriert, über die Einstellung „Erweiterte Suche" neben dem Suchfenster lässt sich diese Suchfunktion unter der Kategorie „Dateiformat" allerdings wieder aktivieren. Eine ähnliche Funktion bietet Microsoft in seiner Live-Suchmaschine. Hier kann man bei den Optionen über das Feld „Mehr" die Kategorie „Wissenschaftlich" auswählen und so ebenfalls auf online veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten zugreifen.

3.3 Gesetzestextsuche

Ein weiterer Bereich, der für unseren Berufsstand wichtig ist, ist die Suche nach Gesetzestexten. Das Bundesministerium der Justiz stellt unter www.gesetze-im-internet.de nahezu das gesamte aktuelle Bundesrecht kostenlos im Internet bereit. Dort können die Gesetze und Rechtsverordnungen in ihrer geltenden Fassung abgerufen werden.

Für die Suche nach Landesgesetzen und der Gesetzeshistorie führt allerdings kaum ein Weg am kostenpflichtigen Dienst von beck‑online vorbei. Eine Ausnahme bietet die Sammlung des Bundesgesetzblattes von 1990 bis 1997 der Uni Saarbrücken, entweder über eine etwas umständliche Suchmaske[5] oder über die Direkteingabe der genauen Stellenangabe mittels Fundstellennachweis A, Bundesrecht.

Schließlich bietet das Bundesverfassungsgericht über eine Such­maske (www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen.html) die Möglichkeit, seine Entscheidungen von 1998 bis heute im Wort­laut nachzulesen.

Für die Suche nach Dokumenten aus dem Bereich der EU bietet sich im Regelfall erst einmal Google an; ansonsten muss man für alle drei Bereiche ‑ Parlament, Rat und Kommission ‑ spezielle Seiten aufru­fen. Ein umfangreiches Webportal bietet das Europäische Parlament unter eur-lex.europa.eu/de/index.htm. Hier kann im Amtsblatt der Europäischen Union sowie insbesondere in den Verträgen und in den Rechtsetzungsakten recherchiert sowie nach im laufenden Ver­fahren befindlichen Gesetzesvorlagen gesucht werden. Die Recher­che in Ratsdokumenten ist unter www.consilium.europa.eu (aller­dings erst für Dokumente ab 1999) und die Recherche in Kommissionsdokumenten unter ec.europa.eu/transparency/regdoc/ recherche.cfm?CL=de möglich.