VERBAND DER PARLAMENTS- UND VERHANDLUNGSSTENOGRAFEN E.V.

aus: NStPr 56/1 (2008)

Einen unglaublichen Siegeszug hat in den neun Jahren seit ihrem Bestehen die Suchmaschine Google vollzogen: In Deutschland beträgt ihr Marktanteil um die 90 Prozent. Sie basiert auf dem genialen Gedanken, nicht nur eine Liste von Seiten auszuwerfen, auf denen die gesuchten Begriffe vorkommen, sondern diese Suchergebnisse auch nach ihrer Relevanz zu bewerten: Eine Seite steht im Google-Ranking umso höher, je mehr Seiten im Internet auf diese Seite verweisen. Fast alle anderen aus der Anfangszeit des Internets stammenden Suchmaschinen[1], die meist nur zufällige Treffer in ihrer Datenbank erfassen, fristen seitdem ein Schattendasein. Auch dem eigentlich so übermächtigen Microsoft-Konzern ist es trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, mit seiner Suchmaschine MSN Live Search das derzeit vorherrschende Quasimonopol von Google zu durchbrechen. Nichtsdestotrotz ist es aus verschiedenen Gründen der Mühe wert, neben der eingehenden Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Suche bei Google über Suchstrategien jenseits von Google nachzudenken (vgl. Kapitel 1, „Begriffs- bzw. Namenssuche").

 

Zum Ersten unterliegt Google, das in seiner Anfangszeit fast völlig auf Werbung verzichtete, als mittlerweile auf dem internationalen Finanzmarkt agierende Aktiengesellschaft einem zunehmenden Trend zur Kommerzialisierung: So ist davon auszugehen, dass vordere Plätze auf der Trefferliste zu bestimmten Suchworten an den Meistbietenden verkauft werden. Vor diesem Hintergrund kann es sich also lohnen, über Alternativen zu Google wenigstens Bescheid zu wissen.

Zum Zweiten wird von interessierten Kreisen versucht, die Weiterverbreitung bestimmter im Netz vorhandener Informationen zu verhindern. Welcher Weg wäre einfacher als der, die weltweit führende Suchmaschine durch Androhung gerichtlicher Schritte etc. dazu zu bringen, diese Informationen einfach nicht mehr auszugeben. Google selber berichtet darüber zwar unter dem Stichwort „Chilling Effects" [2], aber Fälle wie die Entfernung einiger N24-Interviews des deutschen Journalisten Ulfkotte im Mai 2007 von Google-Seiten wurden nicht dokumentiert.

Zum Dritten hat gerade in den letzten Jahren eine gewaltige Ausdifferenzierung im Netz stattgefunden. So ist es heute problemlos möglich, von einem Handy aus schriftliche Informationen, Bilder oder Videos direkt ins Netz zu stellen. Diese zunehmende Interaktivität wird gerne unter dem Begriff „Web 2.0" zusammengefasst. Da es für Suchmaschinen unmöglich ist, diese im Sekundentakt ins Netz gestellte Masse an Informationen sofort zu erfassen, hinken sie immer Stunden, wenn nicht Tage hinterher. Um brandaktuell an solche Informationen zu kommen, bietet es sich an, auf die sogenannte Blogsuche zurückzugreifen (vgl. Kapitel 2, „Newssuche"). Außerdem werden immer mehr Informationen, die bisher nur in gedruckter Form vorlagen, in digitaler Form ins Netz gestellt. Für die Suche nach diesen meist sehr komplexen Informationen gibt es mittlerweile einige sehr hilfreiche Verfahren (vgl. Kapitel 3, „Lexika- und Literatursuche").


1. Begriffs- bzw. Namenssuche

So wie Google bieten die meisten Suchmaschinen zunächst einmal die Möglichkeit, die Auswahl auf eine Sprache oder ein Land zu begrenzen: So sind, wenn man die deutsche Homepage von Google, www.google.de, aufruft, unter dem Suchfenster die Auswahlkriterien „Das Web", „Seiten auf Deutsch" und „Seiten aus Deutschland" angegeben. Im Regelfall sollte man „Das Web" wählen, da bei der Auswahl „Seiten auf Deutsch" häufig Seiten unterschlagen werden, die neben deutschen auch anderssprachige Texte enthalten, und bei der Auswahl „Seiten aus Deutschland" nur Seiten angezeigt werden, die auf „.de" enden. Man würde also nicht auf die Homepages der Homepagebetreiber aus Deutschland verwiesen, die ‑ um Kosten zu sparen oder weil der gewünschte Homepagename mit der Endung „.de" schon vergeben war ‑ ihre Seite mit einer anderen Endung, zum Beispiel „.eu", „.org", „.com", registrieren ließen.

Wenn man im eigentlichen Suchfeld mehrere Begriffe eingibt, dann erhält man bei Google als Treffer die Seiten, auf denen alle entsprechenden Begriffe auftauchen. Bei einigen anderen Suchmaschinen ist es für diese AND-Verknüpfung notwendig, vor alle Begriffe ein „+"-Zeichen oder zwischen alle Begriffe ein „AND" zu setzen. Wenn man nun genau einen entsprechenden mehrteiligen Suchbegriff, sei es ein mehrteiliger Name, ein mehrteiliger Begriff oder auch ein Ausschnitt aus einem Zitat, als Treffer angezeigt haben möchte, sollte man den Suchbegriff in Anführungszeichen setzen. Schließlich ist es auch möglich, bestimmte Begriffe von der Suche auszuschließen: indem man direkt vor diese ein „–"-Zeichen setzt.

Aufgrund der Aktualisierung von Homepages kommt es vor, dass der von der Suchmaschine angezeigte Treffer nach Aufruf der jeweiligen Seite dort nicht mehr zu finden ist. Hier bieten Google über den Verweis „Im Cache" bzw. MSN Live Search (search.msn.de bzw. www.live.de) über den Verweis „Zwischengespeicherte Seite" in der Trefferliste die Möglichkeit, schon vom Netz genommene Seiten oder inaktivierte Links noch einmal aufzurufen.

Die meisten Suchmaschinen zeigen nur eine oder zwei Trefferseiten pro Homepage an, obwohl es womöglich noch viel mehr Treffer gibt. Wenn man auch diese Trefferseiten aktivieren möchte, muss man bei Google in der Trefferliste auf „Weitere Ergebnisse von ..." und bei MSN Live Search auf „Anzeigen weiterer Ergebnisse von ..." klicken. Wenn man eine Homepage durchsuchen möchte, gibt man in die Suchmaske zusätzlich zum Suchbegriff „site:www.[Homepage-Name].de" ein und erhält dann nur Treffer in den Unterseiten der entsprechenden Homepage. Für die „Spiegel"‑Homepage etwa wäre einzugeben: „site:www.spiegel.de".

Man sollte sich bewusst machen, dass Suchmaschinen beim Durchkämmen des Internets die Fülle der Informationen nur so aufnehmen können, wie es ihre Programmierung zulässt. Von irgendwelchen Nutzern irgendwo auf der Welt ins Netz gestellte Namen oder Begriffe werden einfach registriert. So werden für ein und denselben Begriff bzw. Namen möglicherweise mehrere Varianten akkumuliert: Die Bestandteile des Namens des Chefs des IWF-Lenkungsausschusses, Tommaso Padoa-Schioppa, tauchen bei Google in allen möglichen Varianten auf, etwa Tomaso (948 Treffer bei weltweiter Suche und ansonsten richtiger Schreibung), Tomasso (1 470 Treffer), Padua (850 Treffer), Scioppa (464 Treffer); dagegen ergibt die richtige Schreibung 418 000 Treffer. Ähnlich verhält es sich bei der Suche nur in deutschen Seiten. So ergibt die Suche nach „Seesozialversicherung" 121 Treffer, die Suche nach „See-Sozialversicherung", dem korrekt geschriebenen Begriff, aber 819 Treffer. Da die Pflege des Datenbestandes und die Eliminierung falscher Schreibweisen einen Aufwand darstellt, den kaum ein Suchmaschinenanbieter betreibt, ist es gerade bei geringen Treffermengen unerlässlich, nach alternativen Schreibweisen zu suchen. Außerdem sollte der Suchmaschinennutzer eine kritische Würdigung der Trefferseiten vornehmen. So sollte Seiten des IWF oder rechtlicher Institutionen, zum Beispiel eines deutschen Justizministeriums, natürlich der Vorzug gegenüber der Homepage einer beliebigen Person gegeben werden.

1.1      Alternativen zu Google

Die schon erwähnte Suchmaschine MSN Live Search bietet bezüglich aktueller Begriffe mittlerweile eine fast ebenso hohe Treffermenge wie Google und experimentiert mit einem dynamischen Anzeigen der Suchergebnisse, sodass man wie in einem Textdokument einfach scrollen kann, statt immer neue Seiten mit jeweils zehn Treffern aufzurufen.

Auch der Pionier unter den Suchmaschinen, Yahoo (search.yahoo.com), hat seine Suche mittlerweile optimiert, bietet ähnlich hohe Treffermengen wie Google und verschont den Nutzer derzeit noch mit Werbung. Letzteres gilt auch für Ask (de.ask.com). Neben der Berücksichtigung der Häufigkeit der Verknüpfung, der sogenannten Linkpopularität, versucht Ask über eine algorithmische Suchtechnologie zur Bewertung der Relevanz von Seiten das Urteil von Experten zu einem bestimmten Themenbereich einzubeziehen. Hierzu teilt es das Web in themenbasierte Communitys auf. Die Zukunft wird zeigen, ob Google hieraus eine schlagkräftige Konkurrenz erwächst. Bisher hat Google ernst zu nehmende Wettbewerber wie die Suchmaschine A9, die sich auf die Suche in PDF-Dokumenten spezialisiert hatte, zumeist aufgekauft und deren Technologie in seine Suchmaske integriert.

Schließlich bietet das Portal der Deutschen Forschungsgemeinschaft, www.dfg.de/gepris, für die Suche nach Namen von Wissenschaftlern und Forschungsinstituten in Deutschland eine interessante Alternative.


2. Newssuche

Im Bereich der Suche nach aktuellen Informationen ist zunächst einmal zu unterscheiden zwischen den professionellen Meldungen, die von Agenturen herausgegeben und von Zeitungen oder Nachrichtenportalen verarbeitet werden, und Amateurmeldungen, die Personen veröffentlichen, die ‑ aus welchen Gründen auch immer ‑ nahe am Geschehen sind und davon, zumeist in Blogs, berichten.

2.1 Agentur- und Zeitungsmeldungen

An aktuelle Meldungen der vielen professionell arbeitenden Agenturen kommt man am besten über einen entsprechenden Tickerdienst, der allerdings kostenpflichtig ist. Wo kein derartiger Zugriff auf die Originalquellen von dpa, Reuters, Katholischer Nachrichten‑Agentur etc. gegeben ist, bietet die Newssuche von Paperball (www.paperball.de) gute Treffermengen; allerdings wird hier immer schon eine Vorauswahl getroffen. Die gesamten aktuellen Meldungen der internationalen Nachrichtenagentur Reuters sind dagegen über den Newsservice von Yahoo zugänglich (news.yahoo.com).

Aktuelle Artikel ausgewählter Zeitungen finden sich bei Paperball und bei Paperazzi (www.paperazzi.de). Die hier erfassten Zeitschriftenartikel werden darüber hinaus eine Woche lang archiviert. Beide Suchmaschinen greifen in erster Linie auf die Zeitungen zu, die ihre Texte teilweise sowieso online zugänglich machen. So hat man manchmal mehr Erfolg, wenn man direkt auf die Homepages dieser Zeitungen geht.[3] Viele lokale Zeitungen bieten ein umfängliches Online-Archiv, dessen Nutzung zumeist allerdings an ein Abonnement geknüpft ist. Eine rühmliche Ausnahme stellt hier die „Berliner Zeitung" dar, die ihr gesamtes Textarchiv seit 1994 online zugänglich gemacht hat (www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv). Auch beim „Spiegel" und bei der „Süddeutschen Zeitung" ist die Archivsuche kostenfrei, wodurch sich viele Begriffe und Namen leicht verifizieren lassen. Erst für das Abrufen kompletter Artikel aus der gedruckten Ausgabe wird eine Kostenpauschale von 50 Cent verlangt. Wenn man in Zeitungen ‑ insbesondere in den großen, überregionalen wie „FAZ", „Frankfurter Rundschau" oder „Handelsblatt" ‑ umfangreich recherchieren möchte, ist der einfachste Weg der Zugriff auf das kostenpflichtige Angebot (je Zeitungsartikel im Regelfall 2,38 Euro) der Datenbank von Genios, einem Gemeinschaftsunternehmen der „FAZ" und der Verlagsgruppe Handelsblatt (www.gbi.de).

Schließlich bietet das Museum für Nachrichten in Washington D. C. (www.newseum.org/todayfrontpages) gescannte tagesaktuelle Titelblätter von Zeitungen, auch von einigen deutschsprachigen; aufgrund der Zeitverschiebung ist hierauf allerdings erst am Nachmittag ein Zugriff möglich. Elektronisch suchen lässt sich in den Texten leider nicht.

2.2 Der Bereich der Blogs

Blogs sind eine Art elektronische Pinnwände, auf denen jeder seine Eindrücke in Form von Texten, Bildern, Videos, Dokumentenscans etc. hinterlassen kann. Sie sind damit so etwas wie Online-Tagebücher, über die Personen, die sich als „Blogger" oder „Weblogger" bezeichnen, beliebige Gedanken und Meldungen unter dem jeweiligen Datum in chronologischer Reihenfolge ins Internet stellen. So gibt es Städteblogs (etwa Berlinblogs, Tokyoblogs), Ereignisblogs (beispielsweise von Sportveranstaltungen, Weltjugendtagen), quasioffizielle Blogs (zum Beispiel von EU-Gipfeln), thematische Blogs und auch Blogs von Zeitungsredaktionen, in denen sich manchmal interessante Hintergrundinformationen finden. Dieser Bereich ist von der Kommerzialisierung zurzeit noch weitgehend verschont. Zugleich zeichnen sich Blogs dadurch aus, dass man sich durch das Abonnement sogenannter Feeds jederzeit über neue Meldungen auf den Blogseiten, die einen interessieren, informieren lassen kann. So sind entsprechend programmierte Suchmaschinen trotz der Vielzahl der Bloganbieter bezüglich der Blogs, die mit dieser Feed-Funktion arbeiten, immer auf dem aktuellen Stand.

Einer der Pioniere der „Blogosphäre", wie dieser Bereich genannt wird, www.blogger.de, wurde mitsamt seiner Suchmaschine 2006 von Google übernommen. Unter search.blogger.com bzw. blogsearch.google.com findet man diese Suchmaschine, die interessanterweise immer noch als Beta-Version gekennzeichnet ist und auf die Google auf seiner Startseite nicht verweist. Womöglich liegt das an den fehlenden Einnahmequellen. Ein Beleg dafür könnte sein, dass die üblichen kommerziellen Angebote auf der rechten Spalte des Bildschirms (noch) fehlen. Alternative Suchmaschinen gibt es von Ask (de.ask.com) und Technorati (www.technorati.com). Ask bietet ähnlich große Treffermengen wie die Google-Blogsuche und ermöglicht wie diese eine Sortierung der Suchergebnisse nach Aktualiät. Die Suchmaschine von Technorati stellt dagegen eine Rangfolge der Blogs auf Basis der Beziehungen der Blogs untereinander auf. Insgesamt ist die Treffermenge hier geringer, und es ist auch keine chronologische Sortierung möglich. Dafür finden sich unter den Treffern nicht so viele versteckte Werbeseiten, zum Beispiel von Firmen wie Amazon oder eBay, die den Bereich der Blogs immer stärker für den Vertrieb ihrer Produkte zu nutzen versuchen.

Zugleich bieten die Blogs ‑ da hier die Inhalte nicht wie bei normalen Homepages immer wieder gelöscht bzw. aktualisiert werden, sondern chronologisch addiert werden ‑ mittlerweile auch eine Art Archiv für Meldungen der jüngeren Vergangenheit. So war der Wortlaut der aufgrund der nachfolgenden Ereignisse zynisch anmutenden Rede von Peter Hartz zur Einführung der Hartz‑IV-Reform im Französischen Dom Berlin am 9. August 2002 ‑ nachdem dieser von allen offiziellen Servern in Wirtschaft und Verwaltung entfernt worden war ‑ nur noch im Bereich der Blogs zu recherchieren (er ist mittlerweile auch über ein in das Plenarprotokoll des Deutschen Bundestages eingefügtes Zitat zugänglich[4]).


3. Lexika- und Literatursuche

Die Zeit, in der gedruckte Nachschlagewerke auch in digitalisierter Form, das heißt auf CD-ROM, teuer verkauft werden, geht dank einer ganzen Reihe von Online-Angeboten ‑ die von jedem registrierten Nutzer aktualisiert, aber manchmal sicherlich auch verschlimmbessert werden können ‑ allmählich zu Ende. Gleiches gilt für digitalisierte Buchsammlungen, die ja immer nur einen winzigen Teil der Fülle der Literatur abdecken können.

3.1 Lexikasuche

Zu   d e m   Online-Lexikon der letzten Jahre hat sich Wikipedia entwickelt. Indem jeder Nutzer, der sich einmal registrieren ließ, sein Wissen weitergeben kann, ist hier für fast alle wichtigen Sprachen der Welt ‑ die deutsche Seite findet man unter www.wikipedia.de ‑ ein Online-Lexikon entstanden, das seinesgleichen sucht. Dagegen muten die Online-Angebote der „Encyclopaedia Britannica" (www.britannica.com), der „Microsoft Encarta Enzyklopädie" (de.encarta.msn.com) oder des „Fischer Weltalmanachs" (www.weltalmanach.de) geradezu stiefmütterlich an. Die alternativen Angebote, die die Manipulationsmöglichkeiten, die sich durch die offene Struktur bei Wikipedia ergeben, durch Kontrolle und redaktionelle Bearbeitung zu begrenzen versuchen, hatten bisher keinen durchschlagenden Erfolg (etwa lexikon.meyers.de oder en.citizendium.org). Einzig bei der Suche nach biografischen Informationen über zeitgenössische Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Showbusiness bieten die kostenpflichtigen Angebote von Munzinger (www.munzinger.de) oder das World Biographical Information System Online des K. G. Saur Verlages (www.saur-wbi.de) noch einen gewissen Mehrwert.

3.2 Literatursuche

Die beste Quelle für die Suche nach bibliografischen Angaben aus dem deutschsprachigen und westeuropäischen Kulturkreis ist der Karlsruher Virtuelle Katalog (www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html), der auf fast alle deutschen Bibliotheken und, entsprechende Auswahl vorausgesetzt, die Nationalbibliotheken der europäischen Nachbarländer zugreift. Für zum Beispiel in Anhörungen zitierte Werke, die eher nicht in wissenschaftlichen Bibliotheken vorhanden sind, bietet sich als übergreifende Meta-Suchmaschine www.eurobuch.com an. Dort werden sowohl Angebote von Antiquariaten als auch von Privatleuten auf den verschiedensten Handelsplattformen im Netz aufgelistet.

Die Verifizierung von Zitaten aus Büchern stellt sich dagegen etwas schwieriger dar. Eine Stichworteingabe bei Google liefert häufig die unterschiedlichsten Schreibweisen von Zitaten aus Klassikern. Hier halfen früher zumeist gedruckte Zitatsammlungen wie der „Büchmann" oder in jüngerer Vergangenheit CD-ROMs und DVDs weiter, auf denen die Hauptwerke der deutschen Literatur gespeichert waren. Bei Zitaten aus wissenschaftlichen Werken oder Werken unbekannter Autoren war der Weg in eine Bibliothek meist unvermeidbar. Vor kurzem hat Google ein Projekt gestartet, das sich zum Ziel gesetzt hat, alle Bücher ‑ zunächst einmal allerdings wiederum nur diejenigen aus dem abendländischen Kulturkreis ‑ zu digitalisieren. Unter books.google.de erhält man so vielfach Zugriff auf abgelegenste Werke. Leider ist lediglich die Ansicht der entsprechenden Buchseite oder gar nur eines Ausschnittes dieser Seite auf dem Monitor möglich; aus urheberrechtlichen Gründen können Zitate nicht ausgedruckt werden. Bezüglich aktueller Literatur verfährt Google nach dem Opt‑out-Prinzip. Falls ein Verlag, wie kürzlich die Wissenschaftliche Buchgesellschaft, der Zugänglichmachung ihrer Werke über die Google-Buchsuche widerspricht, unterbindet Google die Möglichkeit der Ansicht der entsprechenden Werke.

Um einer Kommerzialisierung und eventuellen Zensurmaßnahmen durch Google zu begegnen, fördert die Europäische Kommission den Aufbau einer Europäischen Digitalen Bibliothek (EDL). Unter www.theeuropeanlibrary.org lässt sich nach digitalisierten Büchern europäischer Bibliotheken suchen. Viele Treffer unter dem Stichwort „Online-Books" bieten jedoch nicht mehr als die schon auf den Homepages der Bibliotheken zu findenden Inhaltsverzeichnisse und die im englischen Sprachraum übliche Zusammenfassung am Ende (abstracts). Ebenfalls als Reaktion auf die Google-Buchsuche ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gerade mit seiner Volltextsuche Libreka (www.libreka.de) online gegangen. Hier findet sich bereits eine Fülle aktueller deutscher Bücher (auch die der oben genannten Wissenschaftlichen Buchgesellschaft), in denen man entweder durch eine begrenzte Anzahl von Seiten blättern oder auch nach ganz konkreten Zitaten suchen kann. Vom Aufbau und von den Suchmöglichkeiten her ganz ähnlich, aber mehr auf die Digitalisierung älterer Bibliotheksbestände ausgerichtet, ist die französische Suchmaschine Europeana (www.europeana.eu).

Glücklicherweise liegen immer mehr Dissertationen, Bücher, Zeitschriftenartikel, Druckschriften, Broschüren etc. ‑ zum Teil sogar ausschließlich ‑ im PDF-Format vor. Eine ursprünglich auf im PDF-Format gespeicherte Texte konzentrierte Suchmaschine (www.a9.com) wurde zwar von Google geschluckt und in dessen Suchmaske integriert, über die Einstellung „Erweiterte Suche" neben dem Suchfenster lässt sich diese Suchfunktion unter der Kategorie „Dateiformat" allerdings wieder aktivieren. Eine ähnliche Funktion bietet Microsoft in seiner Live-Suchmaschine. Hier kann man bei den Optionen über das Feld „Mehr" die Kategorie „Wissenschaftlich" auswählen und so ebenfalls auf online veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten zugreifen.

3.3 Gesetzestextsuche

Ein weiterer Bereich, der für unseren Berufsstand wichtig ist, ist die Suche nach Gesetzestexten. Das Bundesministerium der Justiz stellt unter www.gesetze-im-internet.de nahezu das gesamte aktuelle Bundesrecht kostenlos im Internet bereit. Dort können die Gesetze und Rechtsverordnungen in ihrer geltenden Fassung abgerufen werden.

Für die Suche nach Landesgesetzen und der Gesetzeshistorie führt allerdings kaum ein Weg am kostenpflichtigen Dienst von beck‑online vorbei. Eine Ausnahme bietet die Sammlung des Bundesgesetzblattes von 1990 bis 1997 der Uni Saarbrücken, entweder über eine etwas umständliche Suchmaske[5] oder über die Direkteingabe der genauen Stellenangabe mittels Fundstellennachweis A, Bundesrecht.

Schließlich bietet das Bundesverfassungsgericht über eine Such­maske (www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen.html) die Möglichkeit, seine Entscheidungen von 1998 bis heute im Wort­laut nachzulesen.

Für die Suche nach Dokumenten aus dem Bereich der EU bietet sich im Regelfall erst einmal Google an; ansonsten muss man für alle drei Bereiche ‑ Parlament, Rat und Kommission ‑ spezielle Seiten aufru­fen. Ein umfangreiches Webportal bietet das Europäische Parlament unter eur-lex.europa.eu/de/index.htm. Hier kann im Amtsblatt der Europäischen Union sowie insbesondere in den Verträgen und in den Rechtsetzungsakten recherchiert sowie nach im laufenden Ver­fahren befindlichen Gesetzesvorlagen gesucht werden. Die Recher­che in Ratsdokumenten ist unter www.consilium.europa.eu (aller­dings erst für Dokumente ab 1999) und die Recherche in Kommissionsdokumenten unter ec.europa.eu/transparency/regdoc/ recherche.cfm?CL=de möglich.


4. Ausblick

In Zukunft wird das quantitative Wachstum wohl von einem qualitativen Wachstum abgelöst. Social Bookmarks, also Verzeichnisse mit entsprechenden Verweisen, werden die Suche ins Blaue hinein nach und nach ersetzen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das POLIXEA-Portal, das sich als Treffpunkt für alle im politischen Bereich Tätigen ansieht und auch eine auf den politischen Raum zugeschnittene Suchmaschine bietet: www.polixea.de. Während es bei Google kurz nach dem Hamburger SPD-Parteitag im Oktober 2007 nicht möglich war, den Wortlaut zum Tempolimit-Beschluss zu eruieren, erschien ein Verweis auf die entsprechende Beschlussübersicht 39 bei Polixea gleich unter den ersten Treffern.

Darüber hinaus wird an intelligenteren Suchmaschinen gearbeitet, die in der Lage sind, auch auf komplexere Suchanfragen zu antworten, etwa im Falle einer Namenssuche unter Eingrenzung von Zeit und Ort. Beispiel: Wer war Bundeskanzler [Namensvariable] der Bundesrepublik Deutschland [Ortsvariable] im Jahr 1983 [Zeitvariable]? Ein anderer Weg ist, neben der Erfassung der Wörter und der Verlinkungshäufigkeit eine qualifizierte Bewertung einer Internetseite bezüglich ihrer Relevanz vorzunehmen. Mit der Applizierung solcher Bewertungen wächst allerdings der Marktwert der jeweiligen Datenbanken und damit das Verlangen, daraus Kapital zu schlagen.

Insgesamt wird die Entwicklung vermutlich dahin gehen, dass man sich von der Wunschvorstellung einer kostenfreien Suche ohne kommerziellen oder ideologischen Hintergedanken verabschieden bzw. dass man nach entsprechenden Nischen im Internet, die häufig nur sehr kurzlebig sind, immer wieder mühsam Ausschau halten muss.

* Modifizierte Fassung des auf der Fachtagung des Verbandes der Parlaments- und Verhandlungsstenografen am 18. November 2006 in Eisenach gehaltenen Referats.

[1] Vgl. Dr. Andreas Hackmann und Detlef Peitz (Berlin): Computer: mehr als eine Schreibmaschine. Internet und Datenbanken, in: Neue Stenografische Praxis 49 (2000) 97–111.

[2] Zum Beispiel steht auf der Seite www.chillingeffects.org/notice.cgi?sID=815: „Ihre Suche hätte in den Suchergebnissen einen Treffer generiert, den wir Ihnen nicht anzeigen, da uns von einer zuständigen Stelle in Deutschland mitgeteilt wurde, dass die entsprechende URL unrechtmäßig ist."

[3] Ein Link-Verzeichnis zu Hunderten von Zeitungen weltweit bietet www.metagrid.de.

[4] Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll 16/63. Stenografischer Bericht.
Fundstelle des Zitates ist: www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage-2005/index-2005-09-12-oberhausen-aktion-gegen-zwangsraeumung-text.html.

[5] Vgl. www.jura.uni-sb.de/BGBl/suche.html.