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aus: NStPr 58/1 (2010)

Vom 15. bis 21. August 2009 fand in der chinesischen Hauptstadt Peking der 47. Kongress der Internationalen Föderation für Informations­verarbeitung – den meisten sicher noch unter dem Na­men „Internationale Föderation für Stenografie und Maschinen­schreiben" bekannt – statt. Zum ersten Mal wurde eine solche Veranstal­tung außerhalb Europas ausgetragen, wenn man in diesem Zusammenhang den 4. Kongress 1893 (!) in Chicago großzügig un­ter den Tisch fallen lässt.

Unter den rund 70 deutschen Teilnehmern, die den Flug nach China antraten und nicht nur Mitreisende waren, sondern sich an den Weltmeisterschaften beteiligten, waren auch einige Mitglieder unse­res Verbandes. Die Zeitverschiebung dürften die meisten recht gut verkraftet haben, denn die Wettbewerbe begannen um 2:30 Uhr – nach MESZ.

Im Mehrsprachenwettbewerb errang Petra Dischinger den Weltmeister­titel. Olaf Rörtgen wurde bester deutscher Stenograf und verpasste in der Textkorrektur ganz knapp eine Medaille.

Gewöhnungsbedürftig beim Stenografiewettbewerb ist wohl weniger die Sekunden‑Pause zwischen den Geschwindigkeitsgruppen C, B und A als vielmehr die Tatsache, dass der Text nicht live angesagt, sondern durch Lautsprecher übertragen wird, also vorproduziert ist. Damit sollen Zeitmanipulationen verhindert bzw. soll Zeitverstößen beim Diktat vorgebeugt werden.

Austragungsstätte war das Olympic Sports Center, nachdem zuerst die Universität Peking im Gespräch war.

Neben der Ermittlung der Weltmeister in den verschiedenen Diszipli­nen standen auch Fachtagungen auf dem Programm. Zu zwei The­men wurde durch deutsche Redner die Einführung gegeben. Zuerst sprach Frau Renate Geyer über das Erlernen des 10‑Finger-Tast­schreibens bereits im Kindesalter. Danach legte Gregor Keller einige Gedanken zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit der Intersteno dar. Ein weiterer Schwerpunkt war der Darstellung von in China, Ja­pan und Korea entwickelten Stenografiermaschinen gewidmet.

Der Zeitplan bot jedem die Möglichkeit, Sehenswürdigkeiten der chinesi­schen Hauptstadt nach seinen Wünschen und Vorstellungen näher kennen zu lernen. Allerdings konnte man sich aufgrund der ra­schen Bautätigkeit nicht allzu sehr auf aus Deutschland mitgebrachte Stadt- oder gar U‑Bahn-Pläne verlassen.

Das Programm sah auch die Möglichkeit eines Besuchs des Chinesi­schen Nationalkongresses vor. Dass ich daran leider nicht teilnehmen konnte, war einer organisatorischen Fehlinformation geschul­det.

Die Finaltour am letzten Tag des 47. Intersteno‑Kongresses führte die interessierten Gäste zur Großen Mauer, so dass man auch ein Stück auf diesem historischen Bauwerk entlanggehen konnte. Ein in China bekanntes Sprichwort lautet nämlich: „Wer nicht auf der Gro­ßen Mauer gewesen ist, der ist kein rechter Kerl!"

Zum 48. Intersteno‑Kongress lädt die französische Landesgruppe im Juli 2011 nach Paris ein. Die französische Hauptstadt wird nach 46 Jahren dann zum insgesamt fünften Mal – und damit bisher am häufigsten – Austragungsort eines Intersteno‑Kongresses sein.